Newsletter No. XXVIII
Freitag, 16.03.12, DOC Craigieburn am Arthurs Pass
Und schon wieder ist es an der Zeit, die Geschichte fortzuschreiben. Ich weiß, dass nicht viele Tage vergangen sind, aber es rentiert sich schon wieder :) Im Moment sitze ich in einer sehr idyllischen Lichtung. Hinter mir fließt ein kleiner Bach, die Sonne scheint durch die Bäume und eine leichte Brise hält mir die Sandflies in erträglichem Maße vom Leib :-)
Nun – Der Lake Ianthe. Am Dienstag, dem 13.03. verließ ich den Lake und fuhr in nördlicher Richtung nach Hokitika. Auf dem Weg dorthin wollte ich eigentlich im berühmten „Wildfoods“ Restaurant endlich mal Possum-Pie probieren. Unter dem Motto „You kill it, we grill it“ bieten sie das sehr zweifelhafte Fleisch dieser niedlichen Plagegeister an.
Possums sind in Neuseeland eine eingeschleppte Plage, die die heimische Fauna zerstört. Und da sie – nicht wie in Australien, wo sie unter Naturschutz stehen – hier keine natürlichen Feinde haben, versuchen die Neuseeländer mit allen Mitteln, sie los zu werden. Dabei gehört es hier zum guten Ton, die Tiere wenn möglich zu überfahren. Tatsächlich sieht man alle paar Kilometer eine gepresste Ausgabe davon auf der Straße rumlungern.. Die Neuseeländer legen natürlich allerhand Fallen und Gift aus, um so viele wie nur irgend möglich zu erwischen. Nebenbei gesagt kämpfen sie auch gegen Wiesel, Ratten, Mäuse, und viele andere Arten.
Wie dem auch sei, gab es an diesem Tag weder Possum im Angebot, noch waren die Leute auch nur eine Spur freundlich. Also setzte ich meinen Weg nach Hokitika fort und genehmigte mir mein Mittags-Sandwich an diesem Strand:
Da noch viel Zeit war, erkundigte ich mich im I-Site nach Unternehmungen und fuhr zum Hokitika Gorge. Ein Gorge ist eine Schlucht. Und diese Schlucht war die 33 Km tatsächlich wert. Dort angekommen führte ein kurzer Waldweg über eine sog. Swing-bridge, unter welcher das Wasser des Flusses die schönste Farbe annahm, die ich bisher gesehen hatte. Seht selbst!
Es schien sich allerdings hier wie mit fast allen Orten zu verhalten: Je schöner der Ort, desto zahlreicher die Sandflies…
Diese kleinen Biester treten in wirklich unvorstellbaren Massen auf und stechen nicht, sie beißen so, dass es blutet – und juckt… (Arni kann das wohl am meisten nachvollziehen, da wir ähnliches im schottischen Hochland schon erlebt haben)
Ich hab mal ausgerechnet, dass wenn jeder Tourist (bei 3 Mio. Touris p.a.) 500 Sandflies tötet – und das ist eine durchaus realistische Einschätzung – ergäbe das 1 500 000 000 (Eineinhalb Milliarden!!) tote Sandflies, Kaum vorstellbar, wie viele es tatsächlich gibt..
Nun, auf jeden Fall hielt ich mich nicht sehr lange an dem schönen Ort auf und kehrte wieder nach Hokitika zurück. Dort kochte ich mir mein Abendessen bei über dem Meer untergehender Sonne:
Nach dem Sonnenuntergang machte ich mich noch auf, um die Glow-worm Dell zu besuchen. Hierbei handelt es sich um eine farnbewachsene, versteckte Felsenwand, an der die selben Glow-worms hingen, welche ich schon beim blackwater-rafting in Waitomo einst bewundern konnte. Ich glaub, ich hab damals schon geschrieben, was die Glow-worms eigentlich sind. Und so konnte ich die kleinen leuchtenden Punkte bewundern, die im Gesamtbild kleine Galaxien an den Wänden der aufragenden Felsen bildeten.
Spät aber zufrieden und voller Eindrücke fuhr ich zum DOC Goldsborough. Ein schöner Tag!
Da ich meiner Zeitplanung einen Tag voraus war, entschloss ich mich, nicht sofort den Arthurs Pass zu fahren, sondern mir noch die Pancake Rocks und Blowholes anzukucken, die noch nördlicher als Greymouth waren. Ich musste zwar den Weg wieder zurück, aber es hat sich definitiv gelohnt. Allein schon die Fahrt an der Küste entlang war so unfassbar toll, dass ich wenig auf die Straße sah…
Die Pancake Rocks sind – wie der Name schon vermuten lässt – Felsen, die … ach ich weiß auch nicht, seht sie euch an ;)
Hier ist die Küste derart zerklüftet, dass die Wellen bei Flut das Meerwasser durch die sog. Blowholes spritzen. Beeindruckend, die Kraft des Meeres auf diese Weise zu spüren. Das Wasser schoss teilweise mehrere Meter hoch!
Und wieder: soooooooooo schöööööön!!! ;O)
Das tolle an diesen ganzen Sachen, die ich euch bisher gezeigt hab ist, dass sie kostenlos sind :)
Nachdem ich ein Weilchen die Brandung beobachtete, entschloss ich mich, am Rückweg einfach am Strand zu übernachten. Ich brutzelte mich in der Spätsommersonne und entfachte Abends ein Lagerfeuer,
Es gab nur einen kleinen Wehmutstropfen an diesem Tag: Gerlinde fing an, krank zu werden und wurde öfters mal heiß. Das bedeutete nichts Gutes, da wir ja noch den Arthurs Pass vor uns hatten, und so machte ich mir ernsthafte Sorgen… Aber nicht an diesem Abend – der war einfach zuuuuuu schön!
Gestern schließlich (Donnerstag, 15,03) wachte ich auf und spürte: Das ist nicht mein Tag. Der Himmel war bewölkt und es begann zu regnen. Auf der Fahrt nach Greymouth zurück bekam Gerlinde wieder Fieberanfälle, weshalb ich sehr vorsichtig fuhr. Dort angekommen genehmigte ich mir nach 4 enthaltsamen Tagen mal wieder eine Dusche und dann einen Kaffee beim Mac, während es draußen in Strömen vom Himmel niederschlug. Das tolle an Neuseeland – und da könnte sich Deutschland eine gewaltige Scheibe abschneiden – ist, dass es in jeder Ortschaft saubere öffentliche Toiletten und in größeren Städten saubere öffentliche Duschen für 2-5$ gibt. Die Betonung liegt hier auf sauber!
Aber gut, es nützte nichts, der Arthurs Pass wartet… Schon sehr besorgt fuhr ich auf den SH73 Richtung Christchurch, als schließlich der Zeiger der Temperaturanzeige ins Rote ging – MIST! Angehalten, gekuckt … nichts gefunden. Es war genügend Kühlerwasser drin, lediglich zu viel Motoröl hatte ich beim letzten Mal ausversehen eingefüllt. Hm. Ich bin dann wieder zurück Richtung Greymouth, wo ich nach wenigen Kilometern eine Werkstatt am Straßenrand fand. Ich musste allerdings eine halbe Stunde auf den Mechaniker warten. Als er dann kam, war der Motor schon wieder abgekühlt. Er hat eigentlich das Selbe gemacht: Gekuckt, Motor laufen lassen, Anzeige beobachtet … Nichts. Die Nadel ging nicht über die Mitte – so als wäre nie etwas gewesen. Ich überredete ihn, mit mir ein kleines Stück zu fahren. Ich schonte Gerlinde nicht und stieg ordentlich auf’s Gas … Nichts! Die Nadel bewegte sich nicht einen Millimeter über die Mitte der Anzeige, obwohl sie noch vor einer Stunde im roten Bereich war! Der Mechaniker konnte sich das auch nicht erklären, und wie es immer ist, wenn sich Fachleute etwas nicht erklären können, sagte er mir, dass die Anzeige wohl defekt ist… Ich solle langsam über den Pass fahren und das Auto zwischendurch runterkühlen lassen.
Also stieg ich halb erleichtert, halb misstrauisch wieder ein und fuhr weiter. Nach nicht mal 5 Km ging die Nadel wieder ordentlich rauf – zwar nicht mehr in den roten Bereich, aber bis kurz davor. ???
Nun ja, kurz davor ist nicht Rot.
Also ging’s vorsichtig weiter, wobei ich kurz vor dem höchsten Punkt eine Pause einlegte.
Ab jetzt ging der schöne Teil des Tages los;)
Bei meiner Pause am Parkplatz traf ich auf den ersten freilebenden Kea, eine Papageienart, die nur in Neuseeland vorkommt und ziemlich frech ist..
Beim letzten Bild hab ich ihn dabei gestört, mir die Plastikkappe meiner Antenne runter zu knabbern. Aber sie sind einfach wunderschöne, lustige Vögel ;)
Nach der Kaffeepause ließen wir den Pass hinter uns und fanden ein schönes Plätzchen zum Nächtigen in diesem Tal
Und wieder: Je schöner der Ort, desto zahlreicher die Sandflies.
Ich kochte mir ein indisches Curry aus’m Packerl mit etwas frischem Gemüse und Reis und sah mir danach einen Film am Netbook an, als die Sonne hinter den Wolken verschwunden war.
Heute schließlich war der Himmel bewölkt, als ich aufstand. Dennoch entschloss ich mich zwei Tageswanderungen zu machen. Bis ich mein K/K-Frühstück hinter mir hatte und am Anfang des Bealey Spur tracks stand, hatten sich die Wolken in Fetzen aufgelöst, und die Sonne brach durch. Es wurde ein wunderbarer Tag. Bei dem Track handelt es sich mal wieder um einen hin und wieder zurück Weg mit einer Länge von insgesamt ca. 12 Km. Hier mal ein Paar Eindrücke;)
Am Ende des Weges befand sich eine sog. backcountry hut. Das sind teilweise uralte Hütten – entsprechend sehen sie dann auch aus, aber das Flair aus alten Goldgräbertagen ist noch zu spüren!
Wieder am Auto angekommen, machte ich noch den einstündigen Devils Punchbowl Falls track, der steil zu einem sehr schönen Wasserfall führte. Bevor ich hier am Campsite ankam, legte ich noch eine Kaffee-Pause ein ;)
Tja, jetzt ist nur noch morgen übrig :( Morgen wird der letzte Reisetag, bevor ich am Sonntag in Christchurch ankomme und nachmittags gleich den ersten Interessenten für Gerlinde hab. Ich war mir nicht sicher, wie schnell ich Gerlinde losbekomm, weshalb ich die letzten beiden Wochen meines Abenteuers in Christchurch verplant hab. Ich muss schon sagen, dass es mir sehr sehr fehlen wird, immer in der Natur aufzuwachen, draußen zu sein und vor allem hinfahren zu können, wo ich wollte.. Einfach FREI zu sein ;O) Nun, ich hoffe, dass ich noch ein wenig Arbeit finde, damit mir die Zeit nicht zu lang wird und ich eure Geschenke bezahlen kann.. – QUATSCH ;)
Alles Liebe und bis zum nächsten Mal aus Christchurch!
Matsche